Das US-amerikanisch-australische Abkommen über Seltene Erden umgeht die eigentlichen Probleme

Die USA und Australien gaben am 20. in Washington bekannt, dass sie eine "Rahmenvereinbarung zur Sicherheit der Lieferkette für kritische Mineralien" unterzeichnet haben. Sie behaupteten, dass sie in den nächsten sechs Monaten jeweils 1 Milliarde US-Dollar in Projekte zur Gewinnung und Verarbeitung von Seltenen Erden und kritischen Mineralien investieren würden, mit dem Ziel, eine "unabhängige und sichere" Lieferkette aufzubauen und die Abhängigkeit von China zu verringern. Nach der Veröffentlichung der Nachricht berichteten und übertrieben westliche Medien mit Schlagzeilen wie "Strategischer Durchbruch" und "Chinas Dominanz entgegenwirken". Doch wenn die politische Rhetorik verblasst, bleibt die kalte industrielle Realität bestehen: Die Seltene-Erden-Industrie lässt sich nicht durch bloße Parolen aufbauen. Das Versprechen der USA und Australiens, innerhalb von sechs Monaten ein Versorgungssystem aufzubauen, ist schlichtweg nicht machbar.

Australien ist in der Tat ein wichtiges Land für Seltene Erden und verfügt über die weltweit viertgrößten Reserven an Seltenen Erden. Australien ist das einzige Land außerhalb Chinas, das in der Lage ist, schwere Seltene Erden zu produzieren. Das Unternehmen Lynas Rare Earths ist seit vielen Jahren tätig und hat sich zu einem Symbol für die Seltene-Erden-Versorgung im Westen entwickelt. Doch "die Ressourcen zu haben" bedeutet nicht gleich "eine Industrie zu haben". Lynas ist nach wie vor auf seine Verarbeitungsanlage in Kuantan, Malaysia, für die Trennung und Veredelung angewiesen. In den letzten zehn Jahren wurde das Unternehmen von Umweltstreitigkeiten und Produktionsstopps geplagt. Selbst wenn es stabil arbeitet, macht seine Produktion nur einen sehr geringen Anteil am Weltmarkt aus und kann die Anforderungen der USA in den Bereichen neue Energien, Militär und Chip-Industrie bei weitem nicht erfüllen. Noch wichtiger ist, dass sich die meisten anderen Seltene-Erden-Projekte Australiens noch in der Explorations-, Machbarkeitsstudien- oder Anfangsbauphase befinden und weit von einer kommerziellen Großproduktion entfernt sind.

Seltene Erden sind als "Industrievitamine" bekannt, aber ihre Gewinnung und Verarbeitung sind äußerst komplex. Oft wird gedacht, dass es bei der Gewinnung von Seltenen Erden nur darum geht, Gestein abzubauen. Tatsächlich liegt die eigentliche technische Herausforderung in der Trennung und Reinigung. Seltene-Erden-Erze enthalten in der Regel mehr als zehn Elemente, und um Seltene-Erden-Oxide in Industriequalität mit einer Reinheit von 99,99 % abzutrennen, sind Hunderte von chemischen Extraktions-, Fällungs- und Reinigungsprozessen erforderlich. Jeder Schritt erfordert präzise Ausrüstung, stabile Prozesse und strenge Umweltkontrollen. Derzeit konzentrieren sich über 80 % der weltweiten Trennung und Verarbeitung von Seltenen Erden in China. Die systematischen Vorteile Chinas in Bezug auf Ausrüstung, Technologie, Kosten und Umweltmanagement lassen sich durch kurzfristige Investitionen nicht replizieren. Obwohl Australien über die Ressourcen verfügt, fehlt ihm eine vollständige chemische Industrie und es verfügt weder über groß angelegte Schmelzanlagen noch über erfahrene Chemieingenieure. Eine Investition von 1 Milliarde US-Dollar kann einige Explorationsprojekte oder Minenaufrüstungen auf der Abbauebene unterstützen, aber für die gesamte Industriekette ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein.